Obstsortenkunde

Obstsortenkunde

Vielfalt statt Einfalt - die Erhaltung alter Obstsorten ist nicht nur ein Thema des Naturschutzes

 

Vielleicht ist auch die Sorte Ihrer „Kindheit“ oder eine andere Lieblingssorte bereits einfach so verschwunden und auch Sie stellen sich folgende Fragen...

Foto: DVL

Wer sagt mir den Namen meiner Sorte?

Die Bestimmung einer Obstsorte ist keine leichte Sache. Wenige Obstkundler (Pomologen) beherrschen es, den Namen einer Frucht anhand verschiedenster Merkmale zu benennen. Wichtige Kennzeichen sind z.B. die Färbung, Größe, Form und auch Geschmack der Frucht, Größe des Kelchs, die Dicke und Länge des Stiels, die Größe  des Kerngehäuses, die Kerne selbst, Lagerfähigkeit und vieles mehr. Die Vielfalt der Sorten lässt sich am besten bei einer Obstsortenausstellung (siehe Veranstaltungskalender) erkunden.

Wenn Sie den Namen Ihrer Obstsorte herausbekommen möchten, besuchen Sie doch eine öffentliche Veranstaltung mit einem der sächsischen Obstsortenkundler. Vergessen Sie nicht mindestens drei Früchte Ihres Baumes mitzubringen. Wann und wo? Schauen Sie gleich in den Veranstaltungskalender!

Wie komme ich zu meiner Lieblingssorte?

Vielleicht steht auf Ihrer Wiese oder in Ihrem Garten noch ein alter Apfel- oder Birnenbaum, dessen Früchte Sie über alles lieben. Doch fragen Sie sich jedes Jahr – wie lange er wohl noch seine leckeren Früchte liefert? Die Sorte ist Ihnen unbekannt oder so selten, dass ein Nachkauf der Sorte nicht gelingt?
Eine Möglichkeit Ihre Sorte zu erhalten bietet hier die Vermehrung. Dazu gibt es ein bewährtes Verfahren, mit welchem die neuen Bäume garantiert die gleichen Früchte wie die alten tragen: die Obstbaumveredlung.
Für einen Fachmann ist dies Routine, aber auch als Laie kann man die Technik der Obstveredlung erlernen. Weitere Informationen und praktische Tipps erhalten Sie in einigen Angeboten von Volkshochschulen, Baumschulen oder Vereinen. (Veranstaltungsliste)

Für alle, die keine Zeit haben und sich die Veredlung nicht zutrauen, bieten auch regionale Baumschulen einige alte Sorten an. Möglicherweise übernimmt auch die  Baumschule die Veredlung und Sie kommen so doch noch zu Ihrer alten Lieblingssorte!

Was muss ich bei der Wahl einer geeigneten Sorte beachten?

Wer einen Obstbaum pflanzen möchte, steht vor der Qual der Wahl - einiges ist bei der Wahl einer geeigneten Sorte zu beachten:

Wohin soll der Baum?
Ob Streuobstwiese, kleines Grundstück oder gar Kleingarten für jeden Standort gibt es eine passende Baumform. Die schwachwüchsige Buschform eignet sich für den kleinen Hausgarten, der Hochstamm auf starkwüchsiger Sämlingsunterlage eignet sich für die Pflanzung auf einer Streuobstwiese. 
Eine starkwüchsige Sorte, wie Boskoop, Landsberger Renette oder Jacob Fischer, ist mit ihrem gewaltigem Kronendurchmesser ein imposantes Landschaftsgehölz und für die Streuobstwiese geeignet. Der Pflanzabstand richtet sich nach der gewählten Baumform und der Güte des Bodens. Je besser und fruchtbarer der Boden, desto stärker wächst der Baum.

Der Baum steht noch in 20 Jahren –
werde ich dann auch noch so gern süße Äpfel oder Kirschmarmelade essen?
Apfel ist nicht gleich Apfel. Was mögen Sie – eher den süßen oder sauren, den würzig oder mild-lieblichen Geschmack? Soll er knackig –fest oder mürbfleischig sein?
Oder doch lieber eine Birne, klein und knackig oder groß und zart schmelzend? Wie wäre eine Süßkirsche? Eher eine Sauerkirsche? Eine runde Hauspflaume oder doch eine Zwetschge? Eine Quitte, Aprikose...
Wollen Sie vorrangig Ihren Haushalt mit Tafelobst versorgen, mit dem Obst backen und Mus kochen oder hätten Sie gern Wirtschaftsobst zum Mosten? Vielleicht suchen Sie ja auch einen Lagerapfel? – Die Entscheidung ist schwierig, Geschmack und geplante Verwertung spielen hierbei in jedem Fall eine entscheidende Rolle.

Befruchtung!
Alle Apfelsorten brauchen Pollen einer anderen Apfelsorte zur Befruchtung. In Frage kommen alle Sorten, die gleichzeitig blühen und fruchtbare  Pollen haben (diploide Sorten). Viele Sorten mit großen Früchten (Boskoop, Gravensteiner, Jacob Label u.w.) sind jedoch triploid und damit unfruchtbar.
Aber stehen abseits des Garten- oder Weidezaunes beim Nachbarn die nächsten Apfelbäume, brauchen Sie sich darüber gar keine Gedanken machen – die Bienen und Hummeln halten sich nämlich nicht an Grundstücksgrenzen. 

In jedem Fall kann Ihnen bei der Beantwortung dieser Fragen die Baumschule Ihres Vertrauens weiterhelfen. Dort kennt man die Eigenarten der Bäume, die Anforderungen, die diese an den Boden stellen, und die Eigenschaften der Früchte. Eine Sortenempfehlung der Nordsächsischen Streuobstinitiative finden Sie hier.

Wo bekomme ich alte Sorten als Baum zu kaufen?

Ihre regionale Baumschule kann Sie nicht nur eingehend beraten, sie hält auch ein Grundsortiment sachsenweit empfohlener Sorten bereit. Eine Übersicht dieses Angebotes sowie des ergänzenden Angebotes an Lokalsorten der einzelnen Baumschulen finden Sie unter: www.baumschulen-sachsen.de